С широко закрытыми глазами / Traumnovelle. Уровень 2 - Артур Шницлер

С широко закрытыми глазами / Traumnovelle. Уровень 2

Страниц

25

Год

2022

Артур Шницлер – выдающийся австрийский писатель, который занимает почетное место в истории венского импрессионизма. Помимо своих литературных талантов, он также был уважаемым медицинским специалистом. Во время своей медицинской карьеры, Шницлер познакомился со знаменитым Зигмундом Фрейдом и проявлял интерес к его психоаналитической теории. Очевидно, что эти идеи и влияние Фрейда отразились на его произведениях.

Одно из самых известных и загадочных произведений Шницлера — "С широко закрытыми глазами". Эта история о супружеской паре Фридолине и Альбертине, которые на первый взгляд выглядят счастливыми и довольными своей жизнью. Но за этой идиллией скрыта ревность, неудовлетворенность и эротические фантазии. В течение всего одного ночного приключения, различные странные события и случайные встречи ведут героев и читателя в таинственный и загадочный мир, полный опасностей и скрытых желаний.

Эта мистическая новелла Шницлера послужила основой для знаменитого фильма Стэнли Кубрика "С широко закрытыми глазами" (1999). Она заставляет задуматься о реальности нашего окружения и возможности, что мы живем во сне, где мы ищем свой путь и пытаемся найти себя.

Текст предназначен для продолжающих изучение немецкого языка на уровнях А2-В1 и включает комментарии, чтобы помочь разобраться в незнакомых словах и фразах. В конце книги также представлен словарь, который облегчает чтение и понимание текста.

Данное издание доступно в формате PDF А4, чтобы каждый мог ознакомиться с издательским макетом книги.

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Arthur Schnitzler

Traumnovelle

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© Алешина П. Д., адаптация текста, коммент., упражнения и словарь, 2022

© ООО «Издательство АСТ», 2022

Erstes Kapitel

«Vierundzwanzig braune Sklaven ruderten die prächtige Galeere. Sie sollten den Prinzen Amgiad zu dem Palast des Kalifen bringen. Der Prinz war in seinen Purpurmantel gehüllt. Er lag allein auf dem Verdeck unter dem dunkelblauen, sternbesäten Nachthimmel, und sein Blick —»

Bis hierher hatte die Kleine laut gelesen. Jetzt fielen ihr die Augen zu. Die Eltern sahen einander lächelnd an. Fridolin küsste sie auf das blonde Haar und klappte das Buch zu. Es lag auf dem noch nicht abgeräumten Tische. Das Kind sah auf wie ertappt[1].

«Neun Uhr», sagte der Vater, «es ist Zeit, schlafen zu gehen.» Und Albertine beugte sich nun zu dem Kind. Die Hände der Eltern trafen sich auf der geliebten Stirn. Mit zärtlichem Lächeln begegneten sich ihre Blicke. Das Fräulein trat ein. Sie mahnte die Kleine, den Eltern gute Nacht zu sagen. Das Kind erhob sich gehorsam. Es reichte Vater und Mutter die Lippen zum Kuss. Die Fräulein führte es ruhig aus dem Zimmer. Fridolin und Albertine sind nun allein geblieben. Sie haben ihre Erlebnisse wieder besprochen.

Es war in diesem Jahr ihr erstes Ballfest. Sie haben entschlossen, gerade daran noch vor Karnevalschluß teilzunehmen.

Was Fridolin betraf[2], wurde er beim Eintritt in den Saal von zwei roten Dominos begrüßt. Er kannte ihre Identität nicht. Allerdings kannten sie verschiedene Geschichten aus seiner Studenten- und Hospitalzeit. Sie haben ihn in die Loge mit verheißungsvoller Freundlichkeit geladen. Dann haben sie sich mit dem Versprechen entfernt, sehr bald, und zwar unmaskiert[3], zurückzukommen. Sie waren aber lange nicht da. Er wurde so ungeduldig, vorzog sich ins Parterre zu begeben[4]. Er hoffte den beiden Erscheinungen wieder zu begegnen. So angestrengt suchte er sie, konnte er sie nirgends finden. Stattdessen nahm ihn ein anderes weibliches Wesen unerwartet seinen Arm. Seine Gattin hat sich jäh von einem Unbekannten befreit. Zuerst haben sie sein melancholisch-blasiertes Wesen und fremdländischer, anscheinend polnischer Akzent bezauberten. Aber plötzlich hat er sie durch ein unerwartet häßliches und freches Wort verletzt. Er hat sie sogar erschrocken. Und so saßen Mann und Frau froh. Sie konnten ein enttäuschend banales Maskenspiel loswerden. Sie waren bald wie zwei Liebende, unter andern verliebten Paaren, im Büfettraum bei Austern und Champagner. Sie plauderten vergnügt miteinander, als hätten sie eben erst Bekanntschaft miteinander geschlossen[5]. Es war eine Komödie der Galanterie, des Widerstandes, der Verführung und des Gewähren. Nach einer raschen Wagenfahrt durch die weiße Winternacht waren sie heim.

Da sanken sie einander in die Arme. Zu einem schon lange Zeit haben sie noch nicht so heiß Liebesglück erlebt. Ein grauer Morgen weckte sie zu bald.

Den Gatten musste früh an die Betten seiner Kranken gehen. Hausfrau und Mutterpflichten ließen Albertine kaum länger ruhen[6]. So waren die Stunden in Alltagspflicht und Arbeit hingegangen. Die vergangene Nacht, Anfang wie Ende, war verblaß. Und jetzt erst endete der Tag der Beiden. Das Kind ging schlafen. Es war keine Störung mehr. Die Schattengestalten von dem Abend stiegen, der melancholische Unbekannte und die roten Dominos wieder zur Wirklichkeit empor. Jene unwichtigen Erlebnisse waren mit trügerischem Schein versäumter Möglichkeiten zauberhaft und schmerzlich verbunden. Harmlose Fragen, verschmitzte. Doppeldeutige Antworten wechselten hin und her. Keiner von beiden konnte es vermeiden, dass etwas nicht völlig stimmt. So fühlten sich beide zu rächen. Sie übertrieben das Maß der Anziehung. Sie hat auf sie von ihren unbekannten Partnern am Ball ausgestrahlt. Sie machen sich lustig über ihre Eifersucht. Das zeigte jeder von ihnen, und jeder musste das merken. Aber jeder leugneten ihre eigene Anfälle der Eifersucht weg. Doch aus dem leichten Geplauder über die Abenteuer der Nacht gerieten sie in ein ernsteres Gespräch über jene verborgenen, kaum geahnten Wünsche. Sie konnten auch in die klarste und reinste Seele trübe und gefährliche Wirbel reißen. Sie redeten von den geheimen Bezirken. Sie verspürten danach kaum Sehnsucht. Wohin konnte der unfaßbare Wind des Schicksals sie führen.